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Das Mädchenheim auf Sprogø

Das Mädchenheim auf Sprogø existierte von 1923-1961 und war eine Anstalt für „moralisch defekte“ Frauen.

Heute ist der Zugang zum Mädchenheim nicht möglich.

Möchten Sie auf der Insel wandeln, auf der die vielen Frauenschicksale untergebracht waren? Hier können Sie Ihr Ticket für eine Führung buchen.

Das Mädchenheim auf Sprogø bildet ein besonderes – und grausames – Kapitel in der Geschichte der damaligen sogenannten Anstalten für Schwachsinnige. Von 1923-1961 befand sich auf Sprogø eine Anstalt für „moralisch defekte“ Frauen.

Die Frauenanstalt auf Sprogø war kein Gefängnis, aber die Insassinnen waren dort auf unbestimmte Zeit untergebracht. Es war kein Krankenhaus, die Insassinnen wurden aber als Kranke angesehen. Die Frauen wurden als leichte Mädchen betrachtet, träumten aber von einem bürgerlichen Dasein.

„Wenn du dich nicht gut benimmst, dann kommst du dorthin.” Wenn die Fähre an Sprogø vorbeifuhr, war es normal, dass den Mädchen damit gedroht wurde, an irgendeinem Ort in Dänemark untergebracht zu werden, von dem sie unmöglich fliehen konnten. Insgesamt wurde von 1923-1961 etwa 500 Mädchen das Schicksal zuteil, auf Sprogø interniert zu sein. Wenn man an seinem Wohnort als entweder sehr labil die Arbeit betreffend angesehen wurde oder ein Verhalten an den Tag legte, das kräftig gegen die üblichen Moralvorstellungen verstieß, konnte man die ärztliche Diagnose „moralisch schwachsinnig“ erhalten. Die Diagnose war unter anderem durch Landstreicherei, Hang zum Diebstahl oder mangelnde sexuelle Sättigung charakterisiert. Anschließend wurde man auf eine Insel deportiert. Die Männer kamen nach Livø, die Frauen nach Sprogø. Die Internierung erfolgte auf unbestimmte Zeit.

Die Oberärzte hatten die Macht über die wichtigen Entscheidungen: Einlieferung und Freilassung. Im Alltag bestimmte die Vorsteherin auf Sprogø über die Befugnisse der Mädchen sowie über Strafen und Belohnungen. Der Oberarzt hatte die Rolle eines „Vaters“, die Vorsteherin die einer „Mutter“. Sprogø sollte ein Heim für die Mädchen sein. Die Vorsteherin auf der Insel war ein Vorbild für das Verhalten der Mädchen, damit sie beweisen konnten, dass sie zur Entlassung auf Probe berechtigt waren. In der Presse wurde das Leben auf Sprogø immer positiv beschrieben.

Eine ganze Insel mit lustvollen Frauen regte natürlich bei vielen Männern die Fantasie an, aber die Insel war streng überwacht. Ein Herrenbesuch auf Sprogø hätte den Zweck der Anstalt nichtig gemacht, aber trotzdem haben es einige wenige Männer geschafft, von außen in nahen Kontakt mit einigen der auf Sprogø internierten Frauen zu treten. Eine der Frauen wurde von „einem Mann mit glänzenden Knöpfen“ geschwängert. Die Frau wurde nach der Geburt sterilisiert. Beim „Mann mit den glänzenden Knöpfen“ wurde das Strafverfahren eingestellt. Der Fall erregte jedoch so viel Aufsehen, dass er zum Vorschlag führte, das Strafgesetz dahingehend zu verschärfen, dass „derjenige, der sich Geschlechtsverkehr mit eine Frau verschafft, die aus gesellschaftlichen Gründen in einer Irrenanstalt oder einer staatlich anerkannten Anstalt für Schwachsinnige oder Epileptiker angebracht ist“, mit einer Freiheitsstrafe von drei Monaten bis acht Jahren bestraft werden konnte. Der Vorschlag wurde nicht verabschiedet, ist aber ein Signal dafür, dass man aufrichtig die Frauen auf Sprogø vor der Umgebung schützen wollte – und umgekehrt.

In Svendborg können Sie auch den Armenhof – Viebæltegård – besuchen, der den einzigartigen Rahmen um das dänische Armenhausmuseum bildet. Der Hof diente von der Errichtung 1872 und bis 1974 als Armenhof und Arbeitsanstalt; heute befindet er sich in dem Zustand, in dem er 1974 genutzt wurde.

Die Erzählung von den Mädchen, der Art, wie sie behandelt wurden und das Mädchenheim an sich hat dank Jussi Adler-Olsens Krimi „Verachtung“ über Carl Mørck und das Sonderdezernat Q ein Revival erlebt. Es ist eine Erzählung, die folgendermaßen zusammengefasst wird: Eine Reihe vermisster Personen aus dem Jahr 1987, die durch eine Person und deren entsetzliches Schicksal verbunden sind: Nete Hermansen. Eine junge Frau ohne jede Chance auf ein selbstbestimmtes Leben, von Menschen grausam misshandelt, wird zwangssterilisiert durch einen fanatischen Arzt und verbannt nach Sprogø, der Insel für ausgestoßene Frauen. Sie nimmt grausam Rache. Ob die Gäste auf Sprogø wieder von der Insel kommen oder ob Carl Mørck wohl nach ihnen suchen muss?

Für Studierende und andere, die mehr über die Mädchen auf Sprogø erfahren wollen

Auf der Website des dänischen Anstaltsmuseum (dän.:Dansk Forsorgshistorisk Museum) können Sie mehr erfahren. Den Link finden Sie auf dieser Seite unter dem Reiter „Links“. Das Museum ist ebenfalls Anlaufstelle für Anfragen zur Familienforschung oder für andere Belange, welche die Sprogø-Mädchen und das Mädchenheim betreffen.

Wer Sprogø im Rahmen einer Führung erleben will, kann die Tickets über VisitNyborg buchen.  

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